Schluckstörungen
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Krankheitsbild
Unter Schluckstörung oder auch Dysphagie versteht man eine Störung der oralen Nahrungsaufnahme und/oder des Nahrungstransportes während einer der vorgenannten Phasen. Dies kann unter Umständen mit einer Neigung zum "Verschlucken", d.h. möglichem Eindringen von Nahrungsbestandteilen in die unteren Atemwege, einhergehen. Diese wiederkehrenden sogenannten "Aspirationen" können zu Komplikationen der Lunge wie zum Beispiel Bronchitis oder auch Lungenentzündungen führen. Ein erster Hinweis können Fieberschübe unklarer Ursache sein. Auch eine starke unbeabsichtigte Gewichtsabnahme und/oder Mangelernährung kann Folge einer Schluckstörung sein. Bei Kindern führt dies häufig zu einer allgemeinen Gedeihstörung.
Schluckstörungen können, vom Neugeborenen bis zum alten Menschen, in jedem Lebensalter auftreten. Die möglichen Ursachen sind vielfältig und reichen von angeborenen Fehlbildungen über neurologische Erkrankungen bis zu strukturellen Veränderungen der Schluckorgane durch Traumata oder Tumoren.
Therapie
Eine wesentliche Säule der Behandlung ist die logopädische Schlucktherapie, welche in der Regel ambulant durch niedergelassene Logopädinnen durchgeführt wird.
Die Behandlung besteht üblicherweise aus folgenden Elementen:
- Restitution: Sie werden zu Übungen angeleitet, die darauf abzielen, die ursprüngliche Schluckfunktion soweit wie möglich wiederherzustellen.
- Kompensation: Sie werden zu Schlucktechniken angeleitet, die helfen können, Funktionseinschränkungen beim Schluckvorgang auszugleichen (z.B. spezielle Kopfpositionen beim Schlucken).
- Adaptation: Sie erhalten praktische Hilfestellungen für den Alltag, um mit Funktionseinschränkungen umzugehen (z.B. Anpassung der Kostkonsistenz, spezielle Ess- und Trinkhilfen)
Auf Grundlage der oben genannten Therapieelemente wird im Rahmen einer Schlucktherapie üblicherweise ein für Ihre Schluckstörung individuelles Konzept erarbeitet.
In unseren Schlucksprechstunden für Kinder und Erwachsene können wir mittels endoskopischer Schluckuntersuchung den Schluckablauf bis zum Speiseröhreneingang beurteilen und Sie bezüglich Übungs- und Kompensationsstrategien bei vorliegender Schluckstörung beraten. Eine entsprechende Verordnung können Sie ebenfalls im Rahmen der Sprechstunde erhalten. Gegebenenfalls können weitere ergänzende Untersuchungen durch weitere Fachdisziplinen, z.B. eine neurologische Untersuchung, eine Röntgenuntersuchung oder eine Magenspiegelung, sinnvoll sein.
Bei sehr ausgeprägten Schluckstörungen ist es manchmal notwendig, vorübergehend oder auch dauerhaft auf die gewohnte Ernährung zu verzichten. Der Magen-Darm-Trakt toleriert jedoch nur kurze Zeiten ohne Nahrungszufuhr. Um eine ausreichende Kalorienzufuhr über die Vene (intravenös) oder über den Magen (enteral) einerseits und einen ausreichenden Schutz der Atemwege vor eindringenden Nahrungsbestandteilen andererseits zu gewährleisten, stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung, die allein oder ergänzend zur oralen Nahrungszufuhr eingesetzt werden können:
- Nasogastrale Sonde: Ernährung über eine Sonde, die über die Nase in den Magen gelegt wird. Diese Methode wird zur enteralen Ernährung bei sehr kleinen Säuglingen oder vorübergehend bei Erwachsenen in stationären Einrichtungen genutzt.
- PEG/J (perkutane endoskopische Gastrostomie/Jejunostomie): Ernährung über eine Sonde, die durch die Bauchdecke in den Magen oder oberen Dünndarm gelegt wird. Dies ist bei langfristig erforderlicher enteraler Ernährung in der Regel die Methode der Wahl. Die Anlage der Sonde erfolgt üblicherweise durch eine gastroenterologische Einrichtung.
- intravenöse Ernährung: Dies ist nur eine kurzfristige Option in stationären Einrichtungen, um z.B. ergänzende Flüssigkeiten oder Kalorien zuzuführen.
- Tracheotomie: Wenn sogar das Schlucken des eigenen Speichels ein dauerhaftes Problem ist, kann es in gravierenden Fällen ratsam erscheinen, die unteren Luftwege durch einen Luftröhrenschnitt und eine eingelegte blockbare Trachealkanüle zu sichern.
Die Entscheidung zur invasiven Ernährung wird gemeinsam mit dem Patienten bzw. dessen Betreuern und ggf. dessen behandelnden Ärzten anderer Fachrichtungen getroffen.