
Unsere Forschungsprojekte
Hier erhalten Sie einen Überblick über unsere aktuellen Forschungsprojekte – deren Hintergründe und Zielstellungen. Falls Sie ein Thema besonders spannend finden und Fragen haben oder an einer Studie teilnehmen möchten, melden Sie sich gerne bei uns unter:
Schauen Sie gerne öfter vorbei, wir aktualisieren unsere Projekte regelmäßig!
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Die Rolle der Stimme beim Lauterwerb von Säuglingen
In diesem Projekt untersuchen wir den frühkindlichen Lauterwerb – ein Prozess, bei dem ein Säugling lernt, welche Laute (Vokale und Konsonanten) die relevanten Bausteine für Wörter in seiner Muttersprache sind.
Beim Erlernen von muttersprachlichen Lauten sind Säuglinge allerdings mit einer Herausforderung konfrontiert: Sie hören ein und denselben Laut auf sehr unterschiedliche Art und Weise, da Sprecher*innen sich beispielsweise aufgrund von Stimmeigenschaften und regionalen Dialekten stark darin unterscheiden, wie sie einen bestimmten Laut aussprechen. Trotz dieser Unterschiede zwischen Sprecher*innen, erlernen Säuglinge die Bedeutung von Lauten, sie erkennen sie also trotz aller Veränderungen wieder.
In der aktuellen Studie untersuchen wir mittels Elektroenzephalographie (EEG), wie die Anzahl der Sprecher*innen und die Bekanntheit deren Stimme den Lauterwerb von Säuglingen beeinflusst.
Studienalter: 2-3 Monate
Ansprechpartnerin: Gisela Govaart, E-Mail
Die Rolle der phonetischen Ähnlichkeit beim Erwerb komplexer sprachlicher Relationen
In den ersten Lebensjahren verarbeiten Kinder immer komplexere sprachliche Informationen und meistern nach und nach den Erwerb ihrer Muttersprache. Kleinkinder stehen beispielsweise vor der Erwerbsaufgabe, die grammatikalischen Regeln zu erfassen, nach denen in ihrer Muttersprache Wörter kombiniert und Sätze aufgebaut werden. Das heißt, grammatikalische Regeln definieren Beziehungen zwischen Wörtern, bei denen Informationen am Anfang eines Satzes auch am Ende desselben Satzes relevant sind. Im Deutschen finden wir oft einen oder mehrere Nebensätze im Satz ineinander "verschachtelt", zum Beispiel in dem Satz "Die Musikerin, die dort drüben steht, lacht". Das Erfassen mehrerer solcher Beziehungen über einen Satz hinweg stellt für junge Sprachlerner eine besondere Herausforderung dar und wird nachweislich erst spät im Vorschulalter gemeistert.
In unserer Studie untersuchen wir mittels Elektroenzephalographie (EEG), ab wann Kinder im Vorschulalter in der Lage sind, komplexe sprachlichen Strukturen und die ihnen zugrundeliegenden Zusammenhänge zu verarbeiten und ob ihnen diese Verarbeitung leichter fällt, wenn die Zusammenhänge zusätzlich über phonetische (=lautliche) Ähnlichkeiten hervorgehoben sind.
Studienalter: 2-4 Jahre
Ansprechpartnerin: Dimitra Kandia, E-Mail
Rhythmusverarbeitung in Sprache und Musik im Vorschulalter
Sprachen folgen einem bestimmten Rhythmus, der vorgibt, wie bestimmte Silben in Wörtern oder Wörter in Sätzen betont werden. Dieser Sprachrhythmus lenkt die Aufmerksamkeit junger Lerner auf wichtige Informationen im Sprachinput und fördert damit den Spracherwerb.
Bei der Wahrnehmung des Sprachrhythmus passt der Hörer seine elektrische Gehirnaktivität, welche ebenfalls rhythmisch ist, an den gehörten Sprachrhythmus an – das Gehirn “schwingt” sich auf die Sprache ein. Die Passung dieser Schwingung zwischen Sprach- und Gehirnsignal ist umso höher, je besser die sprachlichen (grammatikalischen Fähigkeiten) der Hörer ausgeprägt sind.
Ein ähnlicher Zusammenhang besteht zwischen der Verhaltensmotorik und einem gehörten Rhythmus. Auch hier hängt die Passung, also wie gut beispielsweise Bewegungen (= Klopfen im Takt) auf einen Musikrhythmus abgestimmt werden können, mit frühen Sprachfähigkeiten zusammen.
Um genauer zu erforschen, welche Fähigkeiten jungen Kindern beim Spracherwerb helfen, untersuchen wir sowohl die Gehirnreaktionen (EEG) als auch die Verhaltensreaktionen (Taktklopfen) von Klein- und Vorschulkindern in Reaktion auf Rhythmus in Sprache und Musik.
Studienalter: 2- 4 Jahre
Ansprechpartnerin: Dimitra Kandia, E-Mail
Referenzwerte für den Oldenburger-Kinder-Satz-Test (OlKiSa) für Cochlea-Implantat-versorgte Kinder
In dieser retrospektiven multizentrischen Studie sollen Referenzwerte für die Sprachverständlichkeitsschwelle in Ruhe und im Störgeräusch auf Basis des Oldenburger-Kinder- Satz-Tests (OlKiSa) bei Kindern mit Cochlea-Implantat (CI) ermittelt werden.
Die verwendeten Daten wurden im medizinischen Regelbetrieb der teilnehmenden Studienzentren im Rahmen der klinischen Hörstörungsdiagnostik erfasst. Bisher existieren für den OlKiSa keine Referenzwerte für Kinder mit CI, obwohl dieser Test deutschlandweit standardmäßig in der Diagnostik und der Rehabilitation von Kindern mit Hörstörungen zwischen 4 und 18 Jahren Anwendung findet.
Studienalter: 4-18 Jahre
Ansprechpartnerinnen: Laura Hahn, E-Mail
Erwerb von nicht-benachbarten Abhängigkeiten in Sprache und anderen auditiven Domänen
In den ersten Lebensjahren verarbeiten Kinder immer komplexere sprachliche Informationen und meistern nach und nach den Erwerb ihrer Muttersprache. Kleinkinder stehen beispielsweise vor der Erwerbsaufgabe, die grammatikalischen Regeln zu erfassen, nach denen in ihrer Muttersprache Wörter kombiniert und Sätze aufgebaut werden. Das heißt, grammatikalische Regeln definieren Beziehungen zwischen Wörtern, bei denen Informationen am Anfang eines Satzes auch am Ende desselben Satzes relevant sind.
Beim Erwerb ihrer Muttersprache lernen Kinder grammatikalische Beziehungen zwischen Wörtern zu erfassen (z.B. er geh-t / sie geh-en). Diese Abhängigkeiten äußern sich als statistisch zuverlässige Beziehungen zwischen zwei Elementen, die durch dazwischen liegende Elemente getrennt sind.
Neuere Studien deuten darauf hin, dass das Erlernen dieser nicht-benachbarten Abhängigkeiten aus dem Input-getriebenen Assoziationslernen im frühen Säuglingsalter stammt und im Alter von etwa 4 Jahren in den Erwerb expliziter grammatischer Regeln übergeht. In diesem Projekt untersuchen wir den Entwicklungsverlauf dieses Erwerbsprozesses in sprachlichen und nicht-sprachlichen Domänen in einer Reihe von EEG- und Verhaltensexperimenten.
Studienalter: 1-3 Jahre
Ansprechpartnerin: Laura Hahn, E-Mail
Klinische Profile von Kindern mit einer Auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung
Kinder mit einer Auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) leiden unter einer erschwerten Verarbeitung auditiver Signale, die vor allem dann auftritt, wenn diese Signale aus Störgeräuschen gefiltert werden müssen. Eine typische Situation, die diese Wahrnehmungsleistung erforderlich macht, ist ein lautes Klassenzimmer, in der das betroffene Kind die Stimme der Lehrerin von Umgebungsgeräuschen unterscheiden muss. Zusätzlich können die Lokalisation von Geräuschquellen, das Unterscheiden von Tonhöhen oder Sprachlauten oder das Merken sprachlicher Informationen für Kinder mit einer AVWS erschwert sein. Mit einer Prävalenz von ca. 2-3% ist es eine seltene Entwicklungsstörung, von der mehr Jungen als Mädchen betroffen sind. Häufig tritt eine AVWS mit anderen Entwicklungsstörungen, wie beispielsweise einer Sprachentwicklungsstörung oder Lese- Rechtschreibstörung auf.
Auf internationaler Ebene herrscht bisher keine Übereinstimmung hinsichtlich der Bereiche, in denen Betroffene für die Diagnose einer AVWS Auffälligkeiten zeigen müssen. Die deutsche Leitlinie [1] empfiehlt zur Diagnosestellung einer AVWS eine umfassende Testbatterie, die vielfältigen Beeinträchtigungen, die Kinder mit dieser Störung aufweisen können, abzubilden und bedürfnisorientiert zu behandeln. Obwohl diese Entwicklungsstörung bereits seit längerer Zeit erforscht wird, existieren bisher kaum Studien, die Kinder mit einer diagnostizierten AVWS in ihren heterogenen klinischen Profilen genauer betrachten.
In der aktuellen retrospektiven Studie werden Daten aus dem medizinischen Regelbetrieb der Klinik für Audiologie und Phoniatrie der Charité evaluiert, die zwischen Mai 2012 und Juli 2021 erhoben wurden. Der Schwerpunkt dieser Studie liegt auf der Analyse von Profilen, die die Beeinträchtigungen von Kindern mit diagnostizierter AVWS widerspiegeln, sowie der Einfluss von komorbiden Entwicklungsstörungen auf diese Profile.
Studienalter: 7-12.5 Jahre
Referenz:
Ansprechpartnerin: Nora-Sophie Minaschek, E-Mail